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Nutzung unseres Segelschiffs für pädagogische Angebote

Segelschiff
Thesen zur sozialpädagogischen Arbeit auf einem Segelschiff

 

Ein Segelschiff ist als Medium für eine gezielte sozialpädagogische und sozialtherapeutische Arbeit einsetzbar. Charakter und Beschaffenheit des Mediums "Segelschiff" und alle zu seinem Betrieb nötigen Anforderungen bieten ein ursprüngliches und natürliches Lern- und Lebensfeld.

Natur, Mensch und Material bilden einen erfahrbaren Zusammenhang: Harmonie und Disharmonie bestimmen diese Beziehung. Das Lern- und Lebensfeld "Segelschiff" stellt einen therapeutischen Schutzraum dar, der es möglich macht, in kontrollierter und dosierter Weise die Klienten mit den Anforderungen der Realität zu konfrontieren; damit wird ihnen Gelegenheit gegeben, sich ihr Verhalten bewusst zu machen, es sozial einzuordnen, zu überprüfen und gegebenenfalls zu ändern.

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Der Einzelne


Das Medium "Segelschiff" bietet ein breites und differenziertes Spektrum von unterschiedliche Lern- und Qualifikationsmöglichkeiten individueller, sozialer und arbeitsweltorientierter Art. Spezifische Fertigkeiten und Fähigkeiten sind für den Betrieb des Schiffes und für das Leben an Bord wichtig. Die daraus resultierenden Anforderungen sind klar erkennbar und relativ leicht zu akzeptieren. Ihre Bewältigung ist unmittelbar überprüfbar, anwendbar und schafft positive Bestätigung. Erfolgserlebnisse, die Anerkennung durch die Gruppe und das Gefühl, als Mensch ernstgenommen und als Mannschaftsmitglied gebraucht zu werden, führen zu einer Steigerung des Selbstwertgefühls.

Die Aneignung verschiedener Qualifikationen hat mehrfache Bedeutung: Eine psychisch stabilisierende Wirkung wird erreicht, die für die Selbstbestimmung des Einzelnen, seine Behauptung in der Gesellschaft, und seine Eingliederung in die Arbeitswelt bedeutsam ist. Erworbene Fähigkeiten können unmittelbar übertragen werden; Fähigkeiten werden gefördert, entwickelt und entfaltet; bestimmte soziale Verhaltensweisen, die auch für das zukünftige Leben notwendig sind und bleiben, werden eingeübt, praktiziert und wirken über das Leben an Bord hinaus stabilisierend.

Das Erlebnis, sowohl gefordert, als auch mit Ge- und Verboten konfrontiert zu werden, ergibt sich aus den für alle transparent zu machenden Sachzwängen. Aus diesen leitet sich auch Autorität an Bord ab. Die Reaktion auf diese Anforderungen ist sofort überprüfbar und bleibt überschaubar. Das Ausleben von Abenteuerlust, Kraftüberschuss und körperlicher Geschicklichkeit, sowie das Erkunden eigener Möglichkeiten und Grenzen ist auf legitime Art möglich und kann pädagogisch genutzt werden. Die Erlebnisintensität fördert durch die Konfrontation mit den Naturelementen und -gewalten die Bereitschaft, die Grundfragen der Existenz immer wieder neu zu stellen und bei der Suche nach dem Lebenssinn individuell unterschiedliche Antworten zu berücksichtigen. Verfestigte Verhaltensweisen können als fragwürdig erkannt und gegebenenfalls abgelöst werden.


Die Gruppe


Auf einem Segelschiff ist es nur bedingt möglich, sich dem Gruppengeschehen zu entziehen. Stellungnahmen, Konflikte, Kooperation und aktives Handeln sind Teile des gruppendynamischen Prozesses, dem sich der Einzelne kaum entziehen kann. Zum Manövrieren eines Segelschiffs ist Teamarbeit eine unabdingbare Voraussetzung. Dabei wird klar erkennbar, dass nur die Gruppe gemeinsam das Schiff bewegen kann. So ist der Sinn von Kooperation und Solidarität konkret erfahrbar. Egoistische und unkooperative Verhaltensweisen wirken sich direkt auf das Gelingen von Manövern aus. Zudem richten sich solche von Konkurrenzgedanken bestimmten Verhaltensmuster gegen die Gruppe. Auf einem Segelschiff wird das bisher erlebte Normen- und Wertgefüge in Frage gestellt, weil viele bisher angewandte Bewertungsmaßstäbe nicht mehr stimmen. Hierdurch kommt es zu einer neuen sozialen Positionsbestimmung und zu einer Neuordnung des sozialen Ranggefüges, in die der Pädagoge klärend und steuernd eingreifen kann.

Die pädagogische und therapeutische Intervention mit Hilfe des Mediums "Segelschiff" stellt eine komprimierte Form der Behandlung dar. Der äußere Rahmen erleichtert es dem Behandelnden, zielgerichtet zu arbeiten. Durch die hohe Intensität der Arbeit wird von dem Behandelnden ein hohes Maß an fachlicher Qualität, Einsatz, übersicht und Sensibilität verlangt, noch dazu in einer Situation, in der der Behandelnde in einem ständigen Problemkonflikt steht, da er nicht die Möglichkeit hat, seine pädagogische und therapeutische Rolle von der des zur Selbstkritik bereiten Mitmenschen zu trennen. Die Rolle des Kapitäns wird gruppendynamisch als Gleicher unter Gleichen definiert, sein Status gründet sich auf Erfahrung, Fach- und Sachverstand, Verantwortung und Vertrauen.


Klaus Freudenhammer (†) und Prof. Dr. Jörg Ziegenspeck (Lüneburg), Hamburg 1981


Quelle: S&S gemeinnützige Gesellschaft für Soziales mbH